Sprache ist Mythos

Sonntag, 23. Dezember 2007

Mit diesem fünften Artikel schließe ich die Serie über die von W.F. Otto dargestellte Weltanschauung und Götterwelt der Antike ab. Im Folgenden geht es darum, dass Sprache in ihren Grundlagen mythisch ist. Das bedeutet, sie ist nicht in erster Linie ein Werkzeug, womit Menschen eine vorhandene Welt und die Dinge in der Welt bezeichnen. Sondern sie ist ursprünglich ein schöpferischer Prozeß, in dem die Welt als Ganzes und die Einzeldinge in ihr erst wirklich und lebendig werden.

W.F. Otto widerspricht der gängigen Auffassung, dass Sprache aus einem primitiven Mitteilungsbedürfnis … Weiterlesen »

Mensch und Gottheit in der Antike

Sonntag, 02. Dezember 2007

Im letzten Artikel dieser Serie Griechische Götter sind in der Welt schrieb ich darüber, dass die antiken Gottheiten, jede für sich, eine vollkommene Seinsgestalt in sich tragen. Sie fordern keinen Glauben und keine unterwürfige Anbetung. Sie sind - egal, ob der Mensch an sie glaubt oder nicht. Der Mensch kann sie erkennen und ehrfürchtig dieser gewaltigen Erkenntnis gegenübertreten, aber nicht, weil die Götter Ehrfurcht und Verehrung erwarten, sondern weil er von deren Größe überwältigt ist.

Mensch und Gottheit sind gleichermaßen in der Natur, wie sie geistige … Weiterlesen »

Griechische Götter sind in der Welt

Samstag, 24. November 2007

Hier ist der 3. Artikel zu den vorhergehenden über die Götterwelt von W.F. Otto (1. Teil) und das mythische Denken (2. Teil). Dort habe ich geschrieben, dass der Mensch im antiken Griechenland nicht getrennt war von der Welt, so wie der moderne Mensch (als Subjekt) einer objektiven Welt gegenübersteht. Er kannte gar keine subjektiven Erfahrungen, sondern war ganz auf die äußere Welt gerichtet, die von göttlichen Gestalten durchdrungen war. Was bedeutet es, wenn die griechischen Götter in der Welt sind?

W.F. Otto meint mit den griechischen Göttern die olympischen … Weiterlesen »

Das mythische Denken

Samstag, 17. November 2007

Wie ich letzte Woche in dem Artikel über die Götterwelt von W.F. Otto angekündigt habe, beschreibe ich hier einen zentralen Unterschied zwischen neuzeitlicher und antiker Welterfahrung. Dieser Unterschied besteht in dem Verständnis von Ich und Welt und der Beziehung zwischen beiden, was in der Philosophie auch Subjekt-Objekt-Differenz genannt wird.

Heutzutage ist es für den Normalmenschen selbstverständlich, von einem Ich auszugehen, das mit anderen Du's und einer Umwelt konfrontiert ist. Der Mensch als Ich kennt subjektive Erfahrungen, mit denen er einer objektiven Welt … Weiterlesen »

Die Götterwelt von W.F. Otto

Samstag, 10. November 2007

Zur Zeit lese ich begeistert einige Schriften von Walter F. Otto. Er beschreibt auf faszinierende Weise, wie die alten Griechen die Welt gesehen haben könnten und belegt seine Interpretationen durch Zitate von Homer und anderen Dichtern der Antike. Seine Beschreibung erscheint so dicht und schlüssig, dass sie mich regelrecht in diese Welt hineinzieht.

Beim Lesen stutze ich manchmal, weil er die griechischen Götter so direkt und offen anschaut und als erfahrbare Gestalten versteht. Das hat nichts zu tun mit dem bisher für mich selbstverständlichen Verständnis der antiken … Weiterlesen »